Wie oft stand ich schon vor dem Spiegel im Badezimmer und schaute mir in die Augen. Doch nehme ich mich auch wahr? Oder ist es nicht längst schon zu einer Routine geworden?
Immer und immer wieder hörte ich im Geiste einen Satz aus dem Schlager, der im Radio gesendet worden war. Ich kann den Interpreten und Titel dieses Liedes nicht nennen, aber dieser eine Satz ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Er lautet: „Könntest du dich mit meinen Augen sehen.“. Da ging bei mir ein kleines Licht auf.
Da ich alleine lebe - oder vielmehr mit zwei Stubentigern - konnte mir ja niemand ein Feedback geben. Meine Katzen kennen mich so, wie ich eben bin. Ja, wie bin ich denn? Das musste ich selbst herausfinden.
Nun, ich habe nicht die Figur eines Supermodels und es ist auch überall nicht mehr alles so glatt, aber ein Auslaufmodel bin ich noch nicht.
So fing ich an, mich am nächsten Tag etwas näher zu betrachten. Als Erstes musste ich feststellen, dass ich keinen Ganzkörperspiegel besaß. Mein Gesicht war mir am bekanntesten. Der Blick in den Spiegel dauerte nicht einmal eine Minute und ich musste mich selbst belächeln. Na, sagte ich mir, muss das jetzt wirklich sein. Du siehst doch ganz ordentlich noch aus. Machte meine morgendliche Pflege fertig und beschäftigte mich mit anderen Dingen.
Doch diese Worte waren immer noch präsent.
So fing ich an, mich doch etwas intensiver mit dieser Thematik zu befassen. Was war mir persönlich am
wichtigsten in meinem Gesicht? Jeden Tag wurden es einige Augenblicke mehr. Und genau das war der Punkt, Augen-Blicke. Dieses Geheime und Unergründliche. Das Experiment konnte beginnen.
Die Augen sind ja der Spiegel der Seele und je tiefer ich in diese blickte, desto tiefer konnte ich in meine Seele schauen. Ich lernte mich nochmal von einer ganz neuen Seite kennen. Es gab Tage, da konnte ich mich ganz und gar wahrnehmen, doch an anderen Tagen konnte ich mich überhaupt nicht sehen. Da flossen Tränen die mit Wut und Verletzungen zu tun hatten. Ich ließ es geschehen, denn auch das war mein Leben.
Viele Tage gingen ins Land und ich wurde immer freier; konnte vieles verzeihen und somit auch abhaken. Das war unnützer Ballast, der sich auf meinen ganzen Körper auswirkte. Brauchte ich nicht mehr.
Doch ich konnte sehen wie meine Augen anfingen, in einer nicht gekannten Art zu strahlen. Toll. Das schönste war, ich fing an zu lächeln. Morgens, schon beim ersten Anblick. Ich belächelte mich nicht, sondern konnte mit mir lachen, richtig lachen. Und ich kann es nicht mit Worten beschreiben, wie frei ich wurde.
Eines Morgens zog ich so eine kleine Bilanz. Es waren schon einige Wochen vergangen und ich hatte einige Prozesse hinter mir, doch ich sah, wie meine Augen strahlten. Und eine tiefe innere Stimmte sagte ganz innig „Danke“.
„Es war meine Seele. Und das war es mir wert.“
Heute sehe ich auch andere Dinge mit ganz anderen Augen. Inzwischen habe ich ein Ganzkörper-Spiegel, in dem ich auch meine Baustellen sehe. Doch was sind die äußeren Werte gegen die inneren. Und kommen wieder mal so kleine Schlechtwetterwolken auf, zaubere ich ein Lächeln auf mein Gesicht und lasse die Sonne in meine Augen und in mein Herz.
Nach meinem Spiegel-Experiment hatte ich ein schönes Erlebnis: Beim Einkaufen stand eine Frau neben mir an der Kasse. Wir schauten uns in die Augen und sie sagte zu mir: „Ihre Augen werden nie aufhören zu strahlen.“ Ich war jedoch mit dem Bezahlen beschäftigt und als ich mich bei ihr bedanken wollte, war sie wie vom Erdboden verschwunden. Ein kleines Wunder oder eine Botschaft aus der geistigen Welt?
Nach meiner Erfahrung können wir zu unserem eigenen Star werden. Es ist gar nicht so schwierig. Wie sagte schon vor vielen Jahren eine sehr bekannte Filmlegende: „(Ich) Schau dir in die Augen, Kleines“. Traust du dich?